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Kreative Lösungen

Kreative Lösungen waren stets gefragt 

Die Musiker und Saalpächter Chris & Mike wappnen sich mit ihren Ideen für Zukünftiges

Seit 16. März steht das Leben mitunter in der Musik- und Eventszene still. Für Eventorganisatoren und Musiker wie Chris und Mike Keller bedeutet der Lockdown die niemals ersehnte Zwangspause. Dennoch schöpfen die beiden schweizweit bekannten Musikbrüder ihre Kraft zum Durchhalten aus der Ideenfindung sowie dem Mut, in die Zukunft zu blicken. Kreatives Pläne- Schmieden zählten stets zur Hauptaufgabe der engagierten Künstler und Eventveranstalter.

Dass die Leute irgendwann gar nicht mehr zu einer individuellen Form von Unterhaltung und Ablenkung des Alltages zurückkehren, bezweifeln die Brüder. «In jeder schwierigen Lage versuchten sich die Menschen eine bestimmte Abwechslung zu sichern», meint Chris Keller. «Sogar im Krieg – und so stellt man sich das fast vor – wollte man angeblich nicht auf Formen der Unterhaltung verzichten», ergänzt Chris Keller. Es sei schwierig, in Krisen effektive, externe Pläne zu erkennen oder einer Strategie zu folgen – sonst wäre es ja keine Krise. Dennoch erleben die eigentlich erfolgreichen Musiker den Lockdown als voller Schlag ins Gesicht und in den Bauch, wie Mike Keller erklärt: «Wir sind gezwungen, alle Bereiche unserer Firma auf Eis liegen zu lassen, ohne bis jetzt einen effektiven finanziellen Rettungsschirm nutzen zu können».

«Die Situation ist neu, daher bringen wir Verständnis für diese Koordination der Behörden auf, aber die Uhr tickt bei tausenden Betroffenen unseres Metiers», ergänzt Chris Keller. «Wir fallen als Familienbetrieb und Gesellschafter einer gewinnorientierten GmbH durch alle Maschen des Systems und haben keinen Anspruch auf Entschädigung als Selbständigerwerbende. Die lächerlichen ausgeweiteten Richtlinien der monatlichen maximalen Kurzarbeitsentschädigung kompensieren nicht ansatzweise den massiven Umsatzverlust.» erklärt Mike Keller. «Da fragt man sich schon, ob sich jemand irgend etwas überlegt und auch zahlreiche reale Beispiele unter die Lupe genommen hat, bevor man diese völlig unzureichenden Rettungs-Regelungen einführte» reflektiert Chris Keller.

Planlosigkeit darf uns nicht erdrücken

«Es gäbe ja eigentlich unbürokratische Lösungen anhand vergangener Steuererklärungen oder schriftlichen Umsatzausweisen, denn es ist vor allem der aufgrund des Verbotes entgangene Umsatz, welcher anhand Engagement-Verträgen nachgewiesen werden kann und dermassen schmerzt. Wenn Stundungen oder Notkredite als Massnahmen angepriesen werden, kann nicht von einer Unterstützung die Rede sein. Eine Verschuldung ist keine Hilfe!» ergänzt Mike Keller. Absolut unverständlich bleibt für Chris & Mike auch, dass ihrem Begehren einer Mietzinsreduktion für ihre gewerblich gemietete Liegenschaft in Effretikon während den betroffenen Monaten trotz offizieller Aufforderung der Stadt an die Vermieter in keiner Weise nachgekommen wird. «Die Vermieterschaft deklariert unsere Betriebsschliessung als eigens vom Mieter zu tragendes Betriebsrisiko» erklären die beiden Musiker erstaunt.

Auch wenn niemand wirklich Erfahrung mit dieser Situation hat lassen sich die ansonsten

Auch wenn niemand wirklich Erfahrung mit dieser Situation hat, lassen sich die ansonsten fröhlichen Brüder nicht von der Last der Situation erdrücken. «Wir haben es 29 Jahre lange hingekriegt und wollen auch die nächsten Jahre hart am Erfolg arbeiten, wenn man denn wieder kann und wir den nötigen Atem in allen Belangen bis dahin halten können», erklärt Chris Keller. Die oft unklare Kommunikation und schwierigen Definitionen des Bundes würden es Berufstätigen aus ihrem Umfeld enorm schwer machen, auf grüne Zweige zu kommen. «Wir hatten uns stets zur Aufgabe gemacht, auch zu normalen Zeiten sehr gute und etwas andere Ideen zu verfolgen und umzusetzen. Das ändert sich derzeit natürlich nicht – im Gegenteil», betont Mike Keller. «Wann diese neuen Ideen wieder greifen werden», traut sich bekanntlich niemand zu prognostizieren.

Chris & Mike bieten ihre Location – den Stadthaussaal Effretikon – daher nun per Frühsommer, Sommer und Herbst mitunter auch als Lokalität für Generalversammlungen im kleineren Rahmen an, wie auch für Seminare oder Prüfungen, bei welchen allesamt die Hygiene- und Schutzmassnahmen eingehalten und gelebt werden können. Auch Kino oder Markt soll bald und in angepasster Form möglich sein.

Not macht erfinderisch

«Es gibt eine ganze Liste an Ideen, wie wir Anlässe ohne grössere Menschenansammlungen sicher und regelkonform durchführen können», schildert Chris Keller. «Es liegt in unserer Verantwortung, welche Events wir ohne Gefahr für andere oder Risikogruppen umsetzen dürfen», ergänzt Mike Keller. Ein Schutz- und Hygienekonzept haben die Event-Macher bereits erstellt und stecken derzeit an dessen Umsetzung.

Not macht erfinderisch. Das sind sich die Brüder Keller längst einig. Des Vorbildcharakters sind sich die Kleinunternehmer und Künstler sowieso bewusst: «Wir leben davon und wollen dies ja weiterhin tun, also halten wir uns alle an die Regeln und könnten den Slogan der Solidarität doch durchaus auch leben, anstatt nur davon zu reden, wie dies vielerorts derzeit der Fall scheint». Auch gastronomisch bietet der Stadthaussaal ansonsten einiges, was in der Krise an Inhalten verändert und reduziert wurde.
Eine richtige Spendenaktion – mitunter auch für die beiden Piano-Brüder Chris & Mike – lancierte jüngst das Ticketportal Eventfrog, welches für Schweizer Künstler mittels virtueller Ticketbuchung zu finanzieller Unterstützung verhilft.

Berechtigte Bedenken haben die beiden engagierten Musiker dennoch: «Wir vermuten, dass es auch nach Lockerungsmassnahmen sehr lange dauern wird, bis die Menschen sich wieder völlig frei fühlen und ohne Sorgen trauen, Tickets zu kaufen oder eine Veranstaltung selbst zu planen», meint Chris Keller bedrückt. «Dieser Verunsicherung können nur Behörden und offizielle Statements von Bundesbern endlich Abhilfe verschaffen.» Auf grünes Licht für Veranstaltungen, Konzerte und aller Formen von Events wartet die gesamte Event- und Musikszene dringend. «Nur so können viele von uns dauerhaft überleben und alles, was inzwischen vernichtet ist oder fehlt irgendwie und irgendwann kompensiert werden», fügt Mike Keller hinzu. Die viel zitierten Rettungsfloskeln des Bundes beschäftigen die Musik-Brüder Chris & Mike stark: «Auf all diese grossen Worte, folgten für uns bis heute keine Taten, was uns traurig und hilflos macht».

Besonders in diesen Tagen schöpfen die Musiker Kraft von ihrem vor einem Jahr eigens gestarteten Programm namens «Smile». «Dieser Titel und die gute Energie darin helfen uns, positiv zu denken und auch nach wie vor kreative Pläne zu schmieden!» betont Chris Keller. Chris & Mike planen so denn ihre 30-Jahr-Jubiläumstournee fürs nächste Jahr weiter mit dem gezielten Blick nach vorne und dem Wissen, dass noch immer alles irgendwann gut kommen kann. Bis dahin werden Fans und Veranstalter noch auf das grosse Song-Repertoire der Künstler als digitale Konserve online oder auf CD zurückgreifen müssen.

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